Melodie Jo Ebner kam 1961 in einer Musikerfamilie zur Welt – daher der Name Melodie. Ihre Eltern Harold E. Ebner (alias Hal Case) und June Maione waren Jazzmusiker, Tante und Onkel die Jazzsängerin Gia Maione Prima und Louis Prima, der legendäre Louisiana und Las Vegas Entertainer und Bandleader. Ihre frühesten Kindheitserinnerungen stammen aus den Arbeitsstudios.
Als ihr Vater starb, sollte ihre Welt sich dramatisch ändern. Nach der Wiederheirat ihrer Mutter übersiedelte die Familie auf die halb holländische, halb französische Karibik-Insel St. Martin (Sint Maarten/Saint-Martin), wo sie den Rest ihrer Kindheit und Jugend in einem Schmelztiegel örtlicher und zugewanderter Kulturen verbrachte. Melodie Jo Ebner studierte in Ohio und nahm anschließend ihr Kunststudium am Philadelphia College of Art (PCA) auf.
Ökonomische Probleme und ihre Abneigung sich an amerikanische Lebensweisen anzupassen, dem deutlich virulenten Rassismus in Philadelphia brachten sie 1986 auf ihre geliebte Insel zurück, wo sie ein eigenes Geschäft für Textildesign eröffnete und ihre künstlerischen Arbeiten in den örtlichen Greenwith Gallerien ausstellte.
In diesen Jahren konnte sie genug zurücklegen, um 1988 nach England und Europa zu reisen. Freunde aus der Schulzeit, die inzwischen nach Holland, England und Frankreich zurückgekehrt waren, führten sie in einen Lebensstil ein, den sie, eines Tages für sich wählen wollte: frei und dialogisch. 1993 siedelte sie in die Niederlande über und lebte vier Jahre in Amsterdam.
Neugierig auf die in Berlin entstehende neue Kunstszene, unternahm sie im Sommer 1997 eine kleine Studienreise nach Berlin – und lernte dort den Sozialwissenschaftler und Amateurphotographen Bernward Joerges, ihren späteren Mann kennen, mit dem sie seit über 38 Jahre zusammenlebt und arbeitet. Hier in Berlin fand die Künstlerin ein Heim für sich und ihre Kunst.
Die folgenden Jahre entstanden überwiegend Pastell- und Ölarbeiten, Themenfelder die zu den Bilderserien ISLAND MEMORIES , VERTIGO, WATER WOMEN und zu diversen Ausstellungsprojekten in Berlin führten.
Nach der Jahrtausendwende begann 2001 der nächste Lebensabschnitt und das Paar übernahm den ‚Kunsthof Bahnitz‘ in einem Künstlerdorf an der Havel. Im ‚Kunsthof‘ entstand so ganz nebenbei ihre bekannte Malschule.
Die neue Phase ihrer künstlerischen Ausdrucksmittel verarbeitet hauptsächlich die Wirkung der neuen Umgebung. In der Werkgruppe HAVELLANDSCHAFTEN, überhöht sie ihre eigene Wahrnehmung, fängt diese als großflächige Stimmungsbilder mit expressionistischer Farbgebung und zügiger Pinselführung ein. Die Ästhetik dieser rauen märkischen Landschaft greift die Künstlerin in den Erscheinungsfarben der Luft auf, denn sie fasziniert dieses besonderen Licht an der Havel und auf den Feldern. In der Serie HAVELLÄNDER lässt sie sich auf die Menschen im Dorf näher ein. Melodie Jo-Ebner begegnet ihnen, persönlich, aber auch der Leinwand. Im Ausstellungsprojekt: BRIEFE VOM DACHBODEN, begegnen die Havelländer auch ihr.
Der ‚Kunsthof’ zieht mehr und mehr Malstudenten und Dorfbesucher an. Die Menschen kommen mit Geschichten zu ihr. Melodie greift sie in ihren paradiesischen Bildern auf. 2013 fand das Projekt ‚Kunsthof’ seinen Abschluss.
Der Umzug zurück in den urbanen Dschungel des ‚neuen Berlin’ markiert auch eine Auseinandersetzung ihrer bisherigen Projekte. Sie beginnt einen strategischen und tagebuchartigen Umgang ihrer Themenwelten, deren Identität und gewinnt einen neuen Zugang zu ihren Erinnerungen.
Sie nimmt ein Studium der Kunstgeschichte an der Open University auf und vertieft ihr zeitgenössisches Verständnis zum Ort der Kunst in der globalisierten Welt. Die Folge ist die erneute Beschäftigung mit dialogischen Praktiken und Ideen in einer Verbindung von Photographie, Malerei und Text. Derzeit arbeitet sie an dem Projekt mit dem Arbeitstitel: Menschen, die man nicht sieht.
Besuchen Sie die Künstlerin in ihrem Wohnatelier in der Kamillenstraße 50, 12203 Berlin.
Öffnungszeiten in Steglitz: Sa. 03.11.2018 , 13:00-19:00 Uhr und So. 04.11.2018, 13:00-17:30 Uhr.
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